„Die Liebe ist das Größte!" Paulus-Oratorium von Siegfried Fietz und Johannes Jourdan im Gottesdienst in Seyda und Schönewalde am 8. Juli 2001 aufgeführt von Kirchenchor und Band aus Schönewalde unter Leitung von Dorothea und Volkmar Homa. - Laß Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Wer auf sich selbst setzt, wird sich selbst betrügen, erfüllt er das Gesetz auch noch so treu. So spricht der Herr, der alles für uns tat. Sein Wort ist Ursprung, Weg und Ziel und guter Rat. Durch seine Gnade macht er uns frei und macht auch den Verkommensten von Grund auf neu. (Saulus verfolgt die Christen. Der erste Christ, der durch Steinigung umgebracht wird, ist Stephanus. Paulus ist als Beobachter dabei. Stephanus hält bis zuletzt an seinem Glauben an Christus fest. Das beeindruckt Saulus.) - Psalmgesang Der Pfad der Gerechten strahlt wie das Morgenlicht. Sein Glanz blüht auf bis in den vollen Tag. Doch der Weg der Gottlosen ist wie das Dunkel der Nacht. Sie fallen und wissen nicht, worüber sie gestrauchelt sind. (Saulus (hebräische Namensform, griechisch: Paulus) hält sich streng an das „Gesetz" des Mose. Das Einhalten der 365 Verbote und 248 Gebote soll das Lebensglück bringen. Saulus verteidigt diesen Glauben mit aller Radikalität: Deshalb verfolgt er die Christen. Mit diesem Ziel geht er nach Damaskus. Auf dem Weg hat er ein Erlebnis, was sein Leben völlig verändert: Jesus spricht ihn an.) - Paulus bei Damaskus Ich liege schwer am Boden und müßte tiefer sinken, wenn diese Erde mich nicht hielte. Am Himmel sehe ich ein nie gesehnes Licht, was mich im Innersten aufwühlt, und durch den Abgrund meiner Nacht vernehme ich ein Wort und schaue ein Gesicht. „Saul, Saul, warum verfolgst Du mich?" - „Herr, wer bist Du?" - „Ich bin Jesus, den Du verfolgst. Stehe auf und gehe in die Stadt, da wird man Dir sagen, was Du tun sollst." (Paulus erblindet durch das Licht und erlebt seine Bekehrung. Ein Christ aus Damaskus legt ihm die Hände auf, und er kann wieder sehen. Er ändert sein Leben und wird selbst Christ. Bis er aber selbst Missionar wird und Christengemeinden in Kleinasien und bis nach Europa hinein gründet, vergehen noch einige Jahre der Besinnung und Klärung.) - Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (Diese Worte schreibt Paulus später in einem Brief an die Gemeinde in Korinth. Kreuz und Auferstehung und die lebendige Gegenwart Christi werden das Zentrum seines Glaubens. Er erkennt, dass der Weg, durch eigene Mühe das „Gesetz" zu erfüllen und glücklich zu werden, eine Sackgasse ist.) - Ich bin gefangen im Netz des Gesetzes und kann nicht zur Freiheit gelangen aus den engen Maschen dieses Netzes. Ich bin noch eifriger als meine Genossen, doch meine Bemühungen sind nur Krampf. Die Gesetzeserfüllung macht die Lage noch schlimmer. Ich hab mich im Netz verfangen. In meinem Innern streiten zwei Mächte, sie wollen mich beide regieren. Die Sünde macht mich zu ihrem Knecht und läßt mich das tun, was ich eigentlich hasse. Die andre Macht drängt mich zum Guten hin und ich bin bereit, ihrer Freiheit zu leben, und laß mich doch wieder verführen. Wer wird mich erlösen vom Leib dieses Todes? Wer wird das Taumeln der Sinne beenden? Ich tue das Böse trotz des Verbots. Doch nun danke ich Gott durch Jesus Christus, der mich vom gesetzlichen Eifern befreit. Die Barmherzigkeit Gottes hat mir Klarheit gegeben. Mein Stolz soll mich niemals mehr blenden. (Paulus findet die Lösung für ein gelingendes Leben im Annehmen der Liebe Gottes, die er in Jesus Christus zeigt.) - Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, damit die Menschen durch uns die Herrlichkeit erkennen, die Christus ausstrahlt. (So schreibt Paulus an die Korinther.) - Ich bin mit Jesus gestorben und begraben in seinem Tod. Er hat mir das Leben erworben, sein Wort ist mein tägliches Brot. Er hat mich befreit von der Sünde, mit seinem Geiste getauft und gesandt, dass ich allen verkünde: Er hat durch sein Blut Euch erkauft. Ich will in der Freiheit bestehen, dass nichts mich gefangen nimmt; und alle sollen es sehen, dass ein Leben mit Jesus stimmt. Er schenkt mir die wahre Freude und macht das Gewissen leicht. Er will, dass seine Botschaft auch heute durch mich die Menschen erreicht. Er wirkt als Frucht seines Geistes, wo man wandelt nach seinem Wort, die Liebe, die Freude, den Frieden, und räumt alle Zweifel fort. Er heißt mich den anderen lieben in Güte und Freundlichkeit und hilft mir im Geiste zu leben und zu wirken in unserer Zeit. (So schreibt Paulus an die Römer und die Galater.) - Alles ist Euer, Ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes. (Der Reichtum des Christen besteht darin, dass er sich von Gottes Liebe angenommen und umfangen weiß.) - Aussendung (Die ersten Christen waren Juden, also Angehörige des alten Gottesvolkes: Menschen, die schon immer an den Gott Israels glaubten und darin aufgewachsen waren. Was aber war mit den anderen, die durch das Evangelium angerührt worden waren? Mußten sie erst Juden werden, also alle alten Gesetze (der Beschneidung, der Speisen, der Gebote und Verbote) einhalten? Sollten sie überhaupt zur Gemeinde dazugehören? Paulus erkannte es als Gottes Willen, dass allen Menschen Gottes Liebe gilt.) - Herr, Du sendest Deine Diener bis ans Ende dieser Welt. Wähle Dir aus unsrer Mitte den, der Dir gefällt. Herr, Du selbst mußt uns berufen, weil sich unser Herz leicht irrt. Dein Wort gibt uns die Gewißheit, die zu Deinen Zielen führt. Herr, Du hast uns ausgesendet und gibst uns den heiligen Geist. Er läßt uns Dein Wort verstehen, das uns Deinen Sieg verheißt. Er macht uns zu Deinen Brüdern, gibt uns brüderlichen Sinn. Und in Liebe und Vertrauen führt er uns zum Nächsten hin. Gib uns täglich Deine Weisuing, dass wir tun, was Dir gefällt. Du lebst selbst in unsern Herzen, machst uns von uns selber los, und wie unser Ich uns klein wird, wirst Du uns unendlich groß. (Ein „Apostel" ist „einer, der ausgesandt" ist. Paulus nennt sich deshalb auch „Apostel", wie die 12 Jünger. Er verkündet die Gute Nachricht: Jesus ist da, Gottes Liebe ist da für Dich!) - Als die Zeit reif war, sandte Gott seinen Sohn. Als Mensch geboren und dem Gesetz untergeordnet, erlöste er uns vom Zwang des Gesetzes, damit wir Gottes Kinder werden. (So schreibt es Paulus an die Galater.) - Gott kommt zu uns, er kommt herab von seinem ew´gen Thron. Gott kommt zu uns, und wird uns gleich in Jesus, seinem Sohn. Er schenkt uns seine wunderbaren Gaben, dass wir für alle Zeit zu leben haben. Gott kommt zu uns. Gott kommt zu uns, wir müssen uns nicht mehr zu ihm bemühn. Gott kommt zu uns, nun werden auch im Schnee die Rosen blühn. Gott kommt zu uns in einem kleinen Kinde, dass er mit den Verlornen sich verbinde. Gott kommt zu uns. Gott kommt zu uns, wir müssen nicht mehr zweifelnd nach ihm fragen. Gott kommt zu uns, um seine Gnade allen anzusagen. Gott kommt zu uns und läßt uns wieder hoffen, denn sein Herz ist für alle Menschen offen. Gott kommt zu uns. Gott kommt zu uns, die Krippe und das Kreuz sind seine Zeichen. Gott kommt zu uns, und unsre Trauer soll der Freude weichen, denn Gott läßt uns durch seine Liebe leben, dass wir sie andern liebend weitergeben. Gott kommt zu uns. - Hört Euch den Lärm an... (Ob das Evangelium wirklich auch außerhalb des alten Volkes Gottes, außerhalb Israels, verkündet werden soll, darüber gibt es in der ersten Christenheit schwere Auseinandersetzungen. Paulus ist ein Verfechter der „Heidenmission"). - „Ich habe Dich den Heiden zum Licht gemacht, dass Du mein Heil verkündest bis ans Ende dieser Erde." (Zitat aus dem Alten Testament, der Bibel der Juden, was Paulus auf die Öffnung zur Welt hin interpretiert.) - Wir müssen es wagen, miteinander zu sprechen, weil Jesus mit allen gesprochen hat. Wir müssen es wagen, miteinander zu wirken, weil Jesus sein Werk für alle tat. Den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche, weil Gott selbst wie wir geworden ist. Den Heiden ein Heide, dies müssen wir wagen im Namen des Herren Jesus Christ. Wir müssen es wagen, miteinander zu leben, weil Jesus mit allen unter uns lebt. Wir müssen es wagen, einander zu lieben, weil Jesu Liebe uns allen gilt. Wir müssen es wagen, miteinander zu leiden, weil Jesus für alle gelitten hat. Wir müssen es wagen, uns miteinander zu freuen, weil Jesus die Freude für alle ist. (So schreibt Paulus an die Korinther.) - Mein Leben ist Gnade Die Juden sagen: Gesetz und Leistung; die Griechen sagen: Genie und Fleiß. Doch ich bekenne nur Gottes Erbarmen; das ist das einzige, was ich weiß. Mein Leben ist Gnade, das will ich bezeugen und vor dem Gesetz meine Knie nicht beugen. Mein Leben ist Gnade, das hab ich erfahren, und will es für immer im Glauben bewahren. Ich habe mehr als alle geeifert, war oft fanatisch und gereizt. Ich habe Jesu Jünger verachtet und viele gegen sie aufgeheizt. Ich sagte Gott und meinte mich selber, ich suchte meinen eigenen Ruhm. Doch dann hat Jesus mein Leben verändert, nun bin ich völlig sein Eigentum. (Paulus wandert von Stadt einer Stadt zur anderen, bleibt ein paar Monate, verdient durch seiner Hände Arbeit seinen Lebensunterhalt und verkündet das Evangelium. Es entstehen Christengemeinden. Paulus begleitet sie weiter durch Briefe und Besuche. Schließlich kommt er durch einen Ruf im Traum („Komm herüber und hilf uns!") bis nach Europa, nach Philippi.) - Paulus, siehst Du dort das Haus... (In Philippi kommt eine Purpurhändlerin, Lydia, zum Glauben an Christus. Sie nimmt Paulus und seinen Begleiter in ihr Haus auf.) - Lied der Lydia Ich habe den Duft der Rosen geliebt; ich liebte das rauschende Meer! Ich habe mehr als alle gewollt; verkaufte Purpur für blankes Gold, mein Terminplan war niemals leer. Ich habe gesucht, Du hast mich gefunden und hast mir mein Herz aufgetan. Ich habe erkannt, dass mein Leben ein Trug war, ein leerer flüchtiger Wahn. Ja, ich danke Dir Jesus, denn durch Deine Liebe fing mein Leben erst wirklich an. Ich habe meine Trümpfe ausgespielt und habe das Leben geliebt. Ich habe nur an mich selbst gedacht und habe die Zeit wie im Rausch verbracht und genommen, was das Leben gibt. Ich liebe den Duft der Rosen wie einst; ich liebe das rauschende Meer. Und habe ich früher alles gewollt; dein Wort macht mich reicher als alles Gold, mein Herz ist nun nicht mehr leer. - Das Hohe Lied der Liebe (Brief an die Korinther, Kapitel 13) Die Liebe ist das Größte, sie leuchtet grenzenlos. Sie fasst das Allerkleinste und ist unendlich groß. Sie war vor allem Anfang und sprach im Schöpfungswort, sie strömt aus Gottes Herzen, wischt alle Tränen fort. Die Liebe ist das Größte von allem, was man singt, weil sie die ärgsten Feinde versöhnt zusammen bringt. Sie ist das große Wunder, das nicht zu fassen ist, und will doch faßbar werden dort, wo man lebt als Christ. Die Liebe ist das Größte für den, der hofft und glaubt, weil keine Macht der Erde uns Gottes Liebe raubt. Sie ist niemals am Ende, was uns auch von ihr trennt, denn Gott ist selbst die Liebe, die strahlt und nie verbrennt. - Einer trage des anderen Last (Brief an die Galater, Kapitel 6) Einer trage des anderen Last, so werdet Ihr Christi Gebot erfüllen. Er selbst trug unsre Last ans Kreuz und unterwaf sich Gottes Willen. Er ist das wahre Opferlamm, das unsre Lasten auf sich nahm und wandelt auch das schwerste Leid zur Aussaat für die Ewigkeit. Ein Christ, der für sich selber lebt, der widerstrebt noch Gottes Willen. Wenn Gott uns Lasten auferlegt, will er, dass man gemeinsam trägt, denn durch den Dienst am fremden Leid wird mancher von sich selbst befreit. Ein Christ, der für den andern lebt, der fügt sich ein in Gottes Willen. Wer Jesu Liebe weitergibt, bezeugt der Welt, dass Gott uns liebt, denn Liebe, die dem Leid sich stellt, ist Hoffnung für die ganze Welt. - Gott ist für uns (Brief an die Römer, Kapitel 8) Gott ist für uns, wer kann gegen uns sein? Seine Liebe ist stärker als der Tod. Er hat seinen Sohn uns zum Retter gemacht und hat die Erlösung am Kreuz vollbracht. Er ließ ihn verherrlicht vom Tod auferstehn und ließ es aus Gnade für alle geschehn. Er steht uns durch Jesus auch heute noch bei. Er macht uns von Zweifel und Kleinglaube frei. Er hat uns wie Schafe zu den Wölfen gesandt, doch keine Macht reißt uns aus seiner Hand. (Durch seine Missionstätigkeit wird Paulus durch die Juden stark angefeindet, ins Gefängnis geworfen; er überlebt knapp eine Steinigung. Schließlich ist er durch Verleumdung in Untersuchungshaft in Rom, wo er schließlich unter dem berüchtigten Kaiser Nero als Märtyrer stirbt. Aus dem Gefängnis schreibt er einen Brief an die Philipper.) - Der Tod ist verschlungen in den Sieg (Brief an die Korinther, Kapitel 15) Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Hölle, wo ist Dein Stachel? Tod, wo ist Dein Sieg? Der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Nun aber ist Christus vom Tod erstanden und hat zerrissen das Netz. Er ist als Sieger gekommen und hat uns befreit für heute und die Ewigkeit. Halleluja! Lass Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (Das alles kann man in der Bibel, im Neuen Testament, nachlesen: in der Apostelgeschichte und in den Briefen des Paulus, die nach der Größe geordnet sind. Im Galaterbrief berichtet er selbst von seinem Herkommen, seiner Lebenswende und seiner Missionstätigkeit.) Schlußlied: Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu Dir bekennen. Nie sind wir allein! Stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein. Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil Du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn. Frieden gabst Du schon, Frieden muß noch werden, wie Du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen: Die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.
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